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Russki Mir

Von Gustav Freudmann

Wie es heißt, bereiten die russischen Besatzer die Wiedereröffnung des Drama-Theaters von Mariupol vor, das sie am 16. März 2022, also etwa drei Wochen nach Beginn ihrer großangelegten Invasion, bei einem Luftangriff zerstört hatten.

Im Licht der jüngst aufgeflammten Diskussion um die Rezeption russischer Kultur in Österreich darf die Ungeheuerlichkeit nicht ignoriert werden, dass sich eben diese russische Kultur in all ihrer Schamlosigkeit bereits in Bälde auf den sterblichen Überresten hunderter Opfer des russischen Angriffskrieges produzieren wird – und zwar buchstäblich. Das ist Russki Mir.

Zur Sache:

Dramatheater Mariupol am 14. März, vor dem Bombanangriff (MAXAR)
Drama-Theater Mariupol am 14. März, vor dem Bombanangriff (MAXAR)

Das Drama-Theater war am 25. Februar zu einem von sechs Zentren erklärt worden, in dem Zivilisten Schutz vor der gnadenlosen Bombardierung der Stadt durch die russische Luftwaffe finden sollten. Zum Zeitpunkt des Bombenangriffes auf das Theater befanden sich darin zwischen 600 und 1.200 Schutzsuchende, viele davon in den Kelleranlagen. Die meisten davon waren Frauen und Kinder. Zu beiden Seiten des Theaters befand sich am Boden die Aufschrift “Дети” (“Kinder”), damit auch aus großer Höhe deutlich erkannt werden kann, dass es sich hier um die Zuflucht von Zivilisten handelt. Das Theater wurde höchstwahrscheinlich von einer lasergelenkten Präzisionsbombe, wie sie direkt von Flugzeugen abgeworfen werden kann, getroffen und zerstört.

Dramatheater Mariupol am 19. März, nach dem Bombanangriff (MAXAR)
Drama-Theater Mariupol am 19. März, nach dem Bombanangriff (MAXAR)

Nach der Einnahme Mariupols durch die russische Armee wurde die Ruine des Drama-Theaters dem Erdboden gleichgemacht. Eine Bergung der in und unter den Trümmern begrabenen Leichen hat es nicht gegeben.

Vor der russischen Invasion lebten in Mariupol an die 440.000 Menschen. Man geht davon aus, dass währen der dreimonatigen Belagerung der Stadt zigtausende Menschen durch Bombardierung und durch Hunger ums Leben gekommen sind. Satellitenaufnahmen aus den Jahren danach zeigen Unmengen frisch aufgeschütteter Gräber.

Im Song “Last Train from Mariupol” von Suzanne Vega heißt es:

There’s a last train from Mariupol
Mariupol, oh, Mariupol
Last train from Mariupol
See how the platform is heaving

Who’s on the train from Mariupol?
Mariupol, Mariupol
Who’s on the train from Mariupol?
All of humanity fleeing

I heard God himself was on the last train
Mariupol, Mariupol
God himself was on the last train
Frightened by all he was seeing

There’s a last train from Mariupol
Mariupol, Mariupol
Last train from Mariupol
All of humanity grieving

Einige Quellen:

Luftangriff auf das Theater von Mariupol (Wikipedia)
Belagerung von Mariupol (Wikipedia)
Ein Blick auf das neue Friedhofsgelände von Mariupol (RFE/RL)
Ukraine: Fotos zeigen Friedhofserweiterung (Mainichi)
Fokus auf zivile Opfer beim Luftangriff auf das Mariupol-Theater (CSIS)

Published inAktuellesAllgemeinZwischenwelt International
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