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Gedichte von Walter Freudmann (I.)

Vorbei an Spanien

Aber sehend diese Küste
Spaniens, wo wir nun vorüber
dampfen auf der großen Fahrt

Und ich hier von fern erblicke
Häuser und den Turm der Kirche
eines Dorfs am Berghang
und des Friedhofs hohe Mauer
oben, wo der Wald beginnt

schmerzt mich frisch die alte Wunde
fortzugehen von der Heimat
jener Jahre, da ich lebte
kämpfend, hoffend in dem Lande,
das ich kämpfend musste lassen
auf zu neuer großer Fahrt.

11. 8. 1939


Wir sagen nicht

Wir sagen nicht, dass unser Leben war nicht groß genug
und unsre Zeit nicht herrlich und gewaltig.
Wir sagen nicht, dass unser Wandern, Kämpfen
und unser Siegen ohne Freude war.

Wir sagen nicht, dass ob der Leiden, die wir kannten
nicht Jubel uns bekannt war, toll und grenzenlos.
Wir sagen nicht, dass es dem Leben fehlte
an Geist und Taten, ewig reich und groß.

Wir sagen bloß, dass die uns folgen werden,
die werden leben herrlich in der Sonne und im Tag
und dass der Menschen Los dann sein wird reicher
als je es hat geahnt der Dichter Traum.

Und dass mit leisem Neid um diese Zeiten
wir uns das allerschönste Bild heut machen
von dem, was zu bereiten und den Grund zu bauen
uns die Geschichte gab bedingungslos Befehl.

In Wanto, Provinz Hunan

5. 3. 1940


Nachts

Als ein bittres Weinen diese Nacht mich
im Gedanken an die fernen Eltern fasste,
versiegten plötzlich meine Tränen
und kalter harter Schmerz hielt mich in Bann.

Meines Vaters, meiner Mutter bange Nächte,
einsam dort im Lande der Faschisten,
kamen gegenwärtig mir so
gnadenlos und furchtbar in den Sinn.

Und ich vernahm die stummen Schreie,
das Schluchzen, das kein Auge schaut.
Sah euch weinen, meine Eltern,
ohne Hoffnung in der Finsternis.

Das Kissen nass von meinen Tränen.
Zurück blieb trocknes Brennen in den Augen
und tausendfaches Weh in meinem Herz.

24. 3. 1940


Nach der Besetzung Frankreichs

Nun kommen alle, die aus Deutschlands Kerker
nach Frankreich gingen ins Exil,
die man in Frankreich wieder eingekerkert,
zurück in Deutschlands schwarze dunkle Nacht.

Dort wird ein Schreien sein, ein Foltern und ein Martern.
Kein Laut dringt durch vom Schmerz und von dem Leid.
Und auf den Gräbern all der ewgen Opfer
dröhnt siegestoll des Hitlerhunds Gebrüll.

27. 6. 1940


Published inLyrikZwischenwelt International