Arzt in Spanien, China, Burma – und Wien
Von Gustav Freudmann
Walter (eigtl. Raphael) Freudmann wurde am 7. 3. 1911 in Wien als Sohn jüdischer Eltern geboren.
Als Kommunist schloss er sich 1937, unmittelbar nach Beendigung seines Medizinstudiums, den Internationalen Brigaden in Spanien an, wo er im Spanischen Bürgerkrieg als Arzt bis zum Rückzug 1939 tätig war. Trotz der Internierung in Frankreich (St. Cyprien) entging er dem Dilemma Französische Fremdenlegion oder Rücktransport nach Deutschland (gleichbedeutend mit Internierung in Dachau), weil er sich, wie auch sechzehn andere Kollegen, dem “Medical Relief Corps” des chinesischen Roten Kreuzes als Arzt im Japanisch-Chinesischen Krieg für den Einsatz bei der Chinesischen Armee zur Verfügung stellte, was ihm die Ausreise aus Frankreich ermöglichte.
Ab Oktober 1939 war er in China für die Armee der Chinesischen Republik tätig und wurde 1942 zur Chinesischen Expeditionsarmee in Burma (Myanmar) verlegt, wo er 1945 das Ende des II. Weltkriegs erlebte, ehe er nach Österreich zurückkehrte. Seine Eltern, die 1942 aus Wien deportiert und im Zuge des Holocaust in Polen ermordet wurden, sah er niemals wieder.
Die Ärzte, die sich damals freiwillig der Armee der Chinesischen Republik anschlossen, sind in China bis heute nicht vergessen. In Guiyang, Provinz Guizhou, wurde eine Gedenkstätte errichtet, die an sie und die Hilfe erinnert, die sie geleistet haben.
https://news.cri.cn/20220314/79ed8b23-6118-e84b-f897-a365ee2586a6.html
Über seine Erlebnisse als Arzt in China und Burma verfasste er nach dem Krieg das Buch “Tschi Lai”, das 1947 im Linzer Verlag “Neue Zeit” erschien. Als Ebook (in deutscher und in englischer Sprache) ist es u. a. unter folgendem Link verfügbar:
https://www.smashwords.com/profile/view/walterfreudmann
Walter Freudmann war nach 1945 in Österreich als Arzt tätig, anfangs im Hanusch-Krankenhaus, später in seiner eigenen Praxis in Wien-Favoriten. Von der politischen Arbeit zog er sich Mitte der sechziger Jahre, zur Zeit der Spaltung der kommunistischen Weltbewegung, enttäuscht zurück. In seiner Ordination praktizierte er noch lange nach seiner Pensionierung.
Er starb am 31. 8. 1993 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls. In seinem Nachlass fanden sich Gedichte, die er in der Zeit, die er in China und Burma verbrachte, verfasste.
Einige davon werden in weiterer Folge in vier Teilen in den Rubriken “Zwischenwelt im Exil” und “Lyrik” erstmals veröffentlicht werden.