Von Oksana Stavrou
Quelle: Facebook
So. Der Vorstand der Theodor Kramer Gesellschaft hat für mich nun ein Gesicht bekommen. Gestern durfte ich den TKG-Vorstandsvorsitzenden Prof. Peter Roessler kennen lernen. Und ringe seitdem nach Worten, um die 3-minüte Begegnung einzuordnen.
Es war im Vorfeld eines Termins auf Aufforderung des TKG-Vorstands zwischen diesem und Konstantin Kaiser, dem einzigen noch lebenden TKG-Gründer und langjährigen Sekretär der Gesellschaft. Thema: das TKG-Archiv, das seit der Gründung der Gesellschaft in denselben Räumlichkeiten wie das private Archiv von Konstantin Kaiser untergebracht war und nach dessen statutenwidrigem Rausschmiss nun übersiedelt werden sollte.
Sonja Pleßl, die nun gefeuerte TKG-Mitarbeiterin und Ehefrau von Konstantin Kaiser, sowie ihre gemeinsame Tochter waren als Begleitung dabei, ebenso wie ich.
Herr Roessler erschien in Begleitung des neuen Sekretärs Dr. Alexander Emanuely und einer Anwältin. Die allererste Äußerung kam von ihr, sinngemäß: „Ich möchte keine Kinder bei meinen Terminen haben. Und wenn sie (auf Sonja Pleßl und mich deutend) nicht weggehen, gehen wir weg und reichen sofort die Klage ein“ (gemeint – Besitzstörungsklage bezüglich des Archivs).
Wow. Mit so einer Kampfstimmung im Zusammenhang mit einem Archiv habe ich nicht gerechnet. Oder geht es um etwas anderes, als das Archiv?
Ich lasse mal beiseite, wie es sich für ein Kind anfühlen mag, so direkt als unerwünscht bezeichnet zu werden.
Aber was befürchtet Herr Roessler, wenn bei der Besprechung der Archiv-Übergabe ein Schulmädchen, eine Autorin seines Verlages und eine ehemalige Mitarbeiterin dabei sind? Außer, dass es schwieriger ist, Druck auszuüben, wenn man mehrere Menschen vor sich hat.
Warum wollte er mich nicht einmal kennen lernen? Schließlich hat der TKG-Verlag mein Buch „Russlands Krieg gegen die Ukraine: Worum geht es? Fakten und Perspektiven“ herausgegeben, das im Vergleich zu manch anderer Verlagspublikation auch ziemlich erfolgreich ist (habe ich mir sagen lassen). Oder entstand die deutlich wahrnehmbare Animosität mir gegenüber gerade wegen des Buchs? Warum distanzierte sich der TKG-Vorstand unter der Leitung von Herrn Roessler von mir und bezeichnete – ausgerechnet auf der Webseite voll mit russischen Propagandanarrativen des Aktionsradius Wien, wo mir das Buch aus den Händen gerissen wurde – meine Aussagen als „ungerechtfertigte Anschuldigungen“, ohne mich je kennen gelernt oder gehört zu haben?
Konstantin Kaiser wollte keine Eskalation. Sonja Pleßl, ihre Tochter und ich mussten gehen.
Später habe ich mich an einen Spruch erinnert: Wir hassen Menschen, denen wir Unrecht angetan haben. Denn sie sind ZeugInnen unseres moralischen Verfalls.
Lieber Konstantin, liebe Sonja, ich weiß, wie wichtig der Anstand und die Menschenwürde für Euch sind. Ich weiß, dass Ihr aus Fremdschämen heraus einiges nicht publik macht, gerade, wenn Ihr selber unter der Gürtellinie angegriffen werdet. Aber nachdem die gestrige Geschichte noch relativ harmlos ist und auch mich direkt betrifft, habe ich mir erlaubt, darüber zu schreiben. Ich hoffe, damit könnt Ihr leben.
Und falls mir jemand dieses Posting vorwerfen möchte – nein, ich habe kein Schweigegelöbnis abgegeben und sonst keine Schweigeverpflichtungen eingegangen. Alle zum Schweigen zu bringen – das geht nicht.
(Bin ich froh, dass gestern mehrere Personen im Raum die Szene mitbekommen haben. Nicht, dass ich wie beim Übergriff im Aktionsradius allein dastehe und im Nachhinein wegen „unwahren Unterstellungen“ noch eine Klagedrohung erhalte. Diese Klags-Einschüchterungs-Methode durfte ich gestern live beobachten).
19. Mai 2024